Nach zwölf Stunden Anreisen in Auto und Flugzeug, sogar Burger King (geht gar nicht), Mietwagen und enger, belebter Medina macht uns Jesus die Türe des Riad auf. Ich nenne ihn mal so.
Vielleicht heißt er auch eher Mubarak oder Muhammad, (also Momo, wie ich in Berlin oft von Momo korrigiert wurde).
Er hat schwarze lange dicke Dreadlocks, weißes Tuch im Haar, dunkle liebe Augen, und ist eher klein. Er trägt ein langes dunkelblau gestreiftes über die Knie reichendes Überkleid, durchwebt von
kleinen silbernen Streifen an den äußeren Enden. Es ist spät, (zumindest für Reisen in einem neuen Land mit zwei kleinen Kindern). Im Innenhof ist nichts los. Hier stehen Mandarinen- und
Orangenbäume. Der Himmel ist da. Die Decke offen. Ein echter Innenhof eben. Räume des Riad sind drum herum gebaut. Kleine Oase inmitten der verrückten und verdreckten, bewegten und
bunten, lauten und heiligen, Medina von Marrakesch. Jesus oder Momo, der sagt: "Take it easy, I take the luggage". Unsere dicken Rucksäcke voller deutscher Klamöttchen und
Kinderfruchtriegel, Schwimmfügel und Erwartungen werden die enge Steintreppe, gewendelt, nach oben getragen.
Ich laufe, ein Kind an mir dran, ein Kind an der Hand die Treppe hoch und denke über die Worte nach und weiter...
...Ich nehme dein Gepäck und deine Erwartungen. Ich nehme deine Beschwerden und du nimmst es mal ganz locker. Mir fallen ein paar Sätze ein, die Jesus so oder so ähnlich mal
sagte.
Lerne von mir die ungezwungenen Rhythmen der Gnade. Learn the unforced rythms of grace. Entspanne dich, versuche, es locker zu nehmen und lerne von mir. Lerne von mir, das, was ich so gut
kann. Im Rhythmus der Gnade tanzen. Immer mit offenen Armen. Immer mit weitem Herzen.
Ich nehm' das Gepäck. Und du nimmst es leicht.
Das war eine schlichte Begegnung mit unserem Host in Marrakesch.
Und eine Seelen-berührende Erfahrung und Begrüßung. Es war Wahrheit für meinen ersten Urlaubstag. Von ihm, mit Dreadlocks, dunklem Teint, einem lieben Gesicht und drei Worten:
Take it easy.
Danke. Merci.
Gleich hier, in diesem Land, in dem nach einigen Stunden die Häuser, ja die ganze Stadt zu singen beginnt, gesungene Gebete, lautsprecher-
verstärkt, zu einem Gott. Die ganze Stadt tönt. Vielleicht als Erinnerung. Gesungene Gebete, Klangteppiche für mein Inneres, die mich regelmäßig an einen neuen Rhythmus erinnern.
eure Eva
nachzulesen u.a. in Matthäur 11:28 (The Message - Übersetzung).
Kommentar schreiben
Michi (Donnerstag, 04 April 2019 08:22)
Oh das klingt so schoen nach stressigem Alltag zuruecklasen und sich und seinen Liebsten eine kleine Pause zu goennen! Geniesst es :)