Wie gerne begrüße ich grüne Wellen. Salzige Meerluft. Die Füße im Sand.
Ich liebe es jedes Jahr aufs neue den Frühsommer willkommen zu heißen.
Kaffee mit Mandelmilch, einen Spaziergang auf dem Feld, meine Freunde -
to embrace ist manchmal kinderleicht und doch so schwer.
Weil das Leben eben nicht nur New York Cheesecake und Junisonne ist.
Weil nicht immer alles rosa rot und gold gepunktet klitzert. Du weißt schon was ich meine, oder? Manche Tage, manche Zeiten sind eher Kritzelkratzel. Dauerregen. Seitenhieb von links und rechts. Ich-strecke-dir-die-Zunge-raus-Zeiten. Den Boden mal kurzerhand unter den Füßen weggezogen. Mann, tut das weh!
To embrace. For real?
Diese Woche habe ich mir vorgenommen auch mal so manche Zeiten zu begrüßen, die nicht nur Ponyhof und Friede-Freude-Eierkuchen waren. Sie mal anzuschauen. Da sein zu lassen.
Das was war und das was nicht war, zu würdigen.
Ich sag' dir ehrlich, das kann ich noch nicht lange. Manchmal ist die Furcht vor dem was kommt, wenn wir ihm Raum geben, einfach zu groß.
Eine weise Frau hat mir gezeigt, dass ich vor dem Erinnern keine Angst haben muss. Sie hat sich neben mich gesetzt und wir haben es zusammen willkommen geheißen. Sie hat mit mir gewartet und
geschaut, was kommt.
Sie ist an meiner Seite geblieben.
To embrace - das hat für mich auch mit Erinnern zu tun. Immer mal wieder zurückschauen und den Schmerz, die Wut über so manche Tage nicht gleich wieder wegschicken, sondern auch
mal da sein lassen. Vielleicht auch mal ein, zwei, drei Tränen weinen. Ich muss immer lange lange sitzen, lange warten bis ein, zwei Tränen kommen. Jetzt dürfen sie mich manchmal
besuchen.
To Embrace: den Schmerz, die Wut mal sein lassen. Da sein lassen. Spüren. Raum geben. Freundlich mit den beiden sein.
Sie mal in den Arm nehmen und ein bisschen trösten. Oder einfach mal ein paar Fäuste ballen und in die Luft boxen.
EMBRACE heißt für mich jeden Tag ein bisschen ganzer werden.
Das Ungemütliche, Unschöne, Unerhörte integrieren.
Es Teil sein lassen von meinem Wesen, weil es Teil meiner Geschichte ist. Weil es Teil von meinen Jetzt, manchmal Teil von meinem Morgen ist.
Ganzer werden, heiler werden. Ganz Mensch sein.
Dafür braucht man viel Mut. Und andere Menschen, die sich neben einen setzen. Die da bleiben und mit willkommen heißen. Mit würdigen.
Mit einem zwei, drei Tränen weinen.
Alleine habe ich mich das nicht getraut.
Aber zu zweit geht das.
Zusammen ganzer werden.
EMBRACE together.
Hier noch dazu passend ein paar Zeilen aus einem früheren Gedicht von mir:
zusammengefügt hat deine Gnade
den Staub und die Herrlichkeit
sich in jede Ritze dazwischen gegeben
sie spricht:
alles hat Raum
ich schreibe eine neue Geschichte.
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Sarah (Dienstag, 25 Juni 2019 21:59)
Wundervoll!!! Lg