Weiße Keramikdose mit Verzierung - eine goldene feine Linie zieht sich über die Dose bis auf den Deckel. Bis zum „Griff“ des Deckels, ein goldenes kleines schlichtes Haus.
Ich dachte schon immer, was kann ich hier sammeln? In diese schöne Schale mit Deckel reinlegen?
Bahtiyar findet Worte zu Heimat, die sich für mich wie Haymat anfühlen: "Haymat fühlt sich für mich nach Inspiration an. Neue Sachen zu lernen ... und die in meinen Begriff der Haymat aufzunehmen."
Mir gefällt die Idee, meinen Haymatbegriff zu weiten. Dose öffnen, Begrifflichkeit weiten. Und Mehr reinpassen lassen.
Als erstes kommen hier mal zwei neue Buchstaben dazu: ein -a-y- aus Liebe zu unserem sich wandelnden Deutschland; es wir bunter, es wird anders geschrieben, es wird anders gesprochen, es wird
weiter. Ein a-y anstelle des ollen -ei-.
Ich komme aus der Schweiz. Bin dort aufgewachsen. Kindergarten bis Matura. Auf einem kleinen Schweizer Hügel mit einigen wirklich historischen Gebäuden. Ein Haus meiner Kindheit war die „alte
Heimat“. Altes großes Bauernhaus, mehrfach saniert und renoviert, direkt neben der kleinen Kirche aus dem Mittelalter, mit langer Kirchenmauer und freiem Blick auf die Schweizer Alpen. Auf diesem
Hügel und in der dazugehörigen Stadt Basel wuchs ich auf. Jeden Morgen zu spät dran und mit meinem Bruder über die "Kuhwiese" zum Bus rennen, keine zwanzig Minuten später mitten in der Basler
Altstadt Französisch und Chemie lernen. Meine Schule, direkt am Rheinufer, dem Rhein, Rhin, Reno oder Rijn, der durch 5 Länder Mittel- und Westeuropas fließt. (Du kannst ihn nennen, wie du
willst.)
So war das. Meine Heimat. Der Berg, die „alte Heimat“, die vertrauten viel-begangenen Wege im Wald und über die Felder. Und viele Stunden in der Basler Altstadt. Das ist nicht mehr so. Denn meine
Eltern sind kurzerhand umgezogen. In 'ne WG. Kann man ja mal machen.
Und die „alte Heimat“ und der geliebte Berg sind nicht mehr meine Haymat - oder schon?
"Eine Haymat, die ich vielleicht geerbt hab, eine, die ich mir ausgesucht habe - und ich bin die Brücke zwischen beiden," sagt der Hobbyfotograf und Berater Bahtiyar in dem #haymat Video weiter.
Wie kann ich eine Brücke bauen, eine Brücke sein, zwischen „alter Heimat“ und neuer Haymat?
Was möchte ich in dieser Dose sammeln und woran mich erinnern - wie zum Beispiel der unbeschreibliche Blick von unserm riesen Balkon über kleinere Hügel bis zu den Alpen. Wie viele
Stunden habe ich mit diesem Ausblick zu Abend gegessen, mich gesonnt, gelesen, auswendig gelernt und mich unterhalten. Dieser Ausblick - kommt in meine Dose. Ich erinnere mich, ich erweitere
meinen Begriff und Schicht um Schicht kommt dazu. Die Dose wird voller und der Deckel ist GottseiDank locker - kein fest verschlossenes Weckglas.
Auch das Sofa meiner Nachbarin hier in Stuttgart und ihr „Chefsessel“ - so nenne ich ihn, eigentlich ein alter geerbter Ohrensessel- in den ich mich fast zu jeder Zeit fallen lassen kann, sind
Teil meiner Haymat. Hier, wo es immer was Süßes für mich und die Kinder in irgendeiner Schublade gibt. Hier, wo kleine Rituale stattfinden, Nüsse knacken, Vorlesen und Kaba trinken. Ein Stück
Haymat, weil ich weiß, ich darf mich hinsetzen, müde oder wach, traurig oder happy und meine Kinder mitbringen, egal wie die beiden aussehen - frisch geduscht oder direkt vom Spielplatz, Sand in
jeder Nische und dreckige Finger. Das darf sein. Ihr Sofa - kommt in die Dose.
Was kommt in deine Haymat-Dose? Was kommt dazu? Was liegt schon drin?
An Gerüchen, Erinnerungen, Songs, Begegnungen, Berührungen und Worten?
Was legst du neu in deinen Begriff von #haymat?
"Haymat kann jede Brücke bauen, die man zulässt."
(Zitat aus der #haymat DOKU, Deniz)
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