...und dann setzte sich Gott auf meinen Schoss,
und das kam so.....
Vor einigen Jahren reisten mein Mann und ich nach Südafrika, um
Freunde zu besuchen und Farben zu sammeln (für den Winter in Deutschland). Mit einigen Freunden tourten wir spontan in die dörflicheren
sehr abgelegenen Gegenden, nord-westlich von Durban. Um Freunde von Freunden kennen zu lernen und sie dort etwas zu unterstützen.
Da war nicht viel Stadt, da war viel Staub.
Dieses schöne südafrikanische
ocker-orange-bräunlich, dieser schöne Staub.
Da war nicht viel mit Architektur oder schicken Häusern.
Da war viel Armut und es gab Hütten. Eher schlechtere Hütten.
Wir hatten einige Grundnahrungsmittel in großen Mengen dabei - zum Teilen.
Wie bei Sankt Martin, der den Mantel teilt.
Wie bei Sankt Martin, der mit der "Martinsbrezel".
Wir teilten kanisterweise Pflanzenöl, Säcke voll Reis und Linsen.
Und auch Zahnbürsten.
Und dann setzte sich Gott auf meinen Schoss.
Ok, vielleicht nicht ganz er, aber er begegnete mir ganz in diesem Mädchen.
Und ich war ihm schon lange nicht mehr so nah
dem Gott, dem Immanuel, dem Gott mit uns
und in uns.
Ich war ihm schon lange nicht mehr so nah,
wie in dem Moment in dem er, in diesem kleinen
Mädchen
- sie hieß Rose-,
auf meinem Schoss sass.
Sie hat nicht gut gerochen.
Kein Rosenduft, und sie war dreckig.
Sie hatte auch Hautausschlag an den Händen, Armen, Beinen und Hals,
Sie war Rose und
sie war wunderschön.
Und saß in aller Armut auf meinem Schoss,
hat sich an mich gekuschelt,
um vielleicht einmal ein zartes Gefühl von Zuflucht zu empfinden,
einmal Geborgen zu sein
sich einmal ankuscheln
und aufgehoben sein.
Ich war Gott schon lange nicht mehr so nah.
Sie wohnt in einer eher schlechteren Hütte. Bisschen Lehm und Blechdach.
Und sie wohnt allein
mit ihren vielen kleinen Geschwistern
alle Mädchen
irgendwo in Kwazulu Natal, irgendwo in Afrika
sie hieß Rose
und war wunderschön
und sie ist die „Mutter“
in ihrer Hütte. Ihre Mutter war vor einem Jahr gestorben,
und sie übernahm die Pflege, Erziehung und das Kümmern
für sich und ihre Schwestern. Eine der Schwestern war noch ein Säugling im "Still-alter"... Rose selbst war vielleicht 5 Jahre alt. Aber das wusste sie selber nicht so genau. Es gibt einen
„Fachterm“ für diese „Art“ zu leben:
sie wohnt und lebt in einem „childheaded home“.
Diese Tage ist Sankt Martin.
Da geht es um einen armen Menschen.
Es geht um Teilen.
Es geht um Geborgenheit geben.
Heimat und Herberge sein,
für Frierende.
Diese Tage finden viele Laternenumzüge statt.
Diese Tage ist Heiliger Martin.
Wollen wir auch zu Alltagsheiligen werden?
Teilen.
Wärme und Nähe spenden.
Diese Tage.
In Deutschland.
Und dabei vielleicht bemerken, wie nah er ist.
Wie groß und klein, wie krank und arm Gott daherkommt.
Und sich vielleicht auf unseren Schoss kuschelt.
Vielleicht ist es einfacher Gott in den großartigen prächtigen Momenten zu suchen oder ihn um etwas zu bitten, wenn wir in akuter Not sind als ihn in den anderen eben-nicht-prächtigsten Gestalten
zu erleben und in der Bedürftigkeit unserer Mitmenschen einen Gottesaugenblick zu bemerken...
Und es könnte passieren, dass wir nicht weniger haben, wenn wir teilen.
Es könnte sein, dass dieser „heruntergekommende uns begegnende Gott“ auch uns berührt. Nah ist. Unvergleichlich. Unbeschreiblich.
Heiligkeit trifft auf übende Alltagsheilige. Im Yogakontext würde man hier von „magic“ reden. Oder tiefster Verbundenheit.
Rupi Kaur, Beststellerautorin und Illustratorin aus den USA schreibt über „ihren Gott“, der mich an "meinen Gott" erinnert. Ich lasse ihr die letzten Worte:
„my god
is not waiting inside a church
or sitting above the temple's steps
my god
is the refugees's breath as she's running
is living in the starving child's belly
is the heartbeat of protest
my god
does not rest between pages
....
my god
was last seen washing the homeless man's feet
my god
is not as unreachable as
they'd like you to think
my god is beating inside us infinitely“
rupi kaur
(from the sun and her flowers)
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