frohlocken - nimms' mit Humor!

"Scheisse geparkt - Ladezone!!" - neulich nach der Arbeit, müder Kopf, langer Tag - hängt dieser Zettel an meinem schwarzen Golf 3. Schon zum zweiten Mal in einem Monat, an zwei verschiedenen Orten, macht sich doch tatsächlich jemand die Mühe mir diese Notiz zu schreiben und an die Windschutzscheibe zu kleben. Beim ersten Mal war ich richtig erbost, dachte mir: "Das ist ja wohl nicht dein Ernst?! Wo steht denn dein Auto, mhh?!" Die ganze Heimfahrt war ich so wütend und empört, dass ich auf einmal verstehen konnte, dass es Menschen gibt, die dann doch mal aus Versehen mit ihrem Schlüssel an der kompletten Außenseite eines anderen Autos "hängen bleiben".
Das Erstaunliche aber war, dass ich beim zweiten Mal - scheiße geparkt-, einfach nur laut lachen musste. Über mich selbst. Über meine Tollpatschigkeit. Über meine 'Einparkkünste'. Über unser Spießbürgertum. Keine Rachegedanken, keine Selbstzweifel - einfach nur ein herzhaftes FROHLOCKEN.


Ich habe eine Freundin, die mich das Lachen über mich selbst - über das Leben gelehrt hat. Meine Freundin Lisa, die eigentlich einen Hang zum Perfektionismus hat, hat irgendwann vor ein paar Jahren entschieden, dass sie nicht mehr nur im Nachhinein über so manches Stolpern lachen wird, sondern in der Situation selbst. Warum mit dem Frohlocken warten, bis man anderen davon erzählt, so ihr Motto! Selbst in solchen Momenten, die eigentlich ziemlich peinlich sind...in denen man am liebsten im Erdboden versinken würde. Da fällt Lisa zum Beispiel bei ihren zukünftigen Vermietern, während des Unterschreibens des Mietvertrags einfach vom Stuhl...weil irgendwie mit Stuhl in der Handtasche verhakt, Gleichgewicht verloren... und statt rot zu werden, lacht sie! Ihre Vermieterin dachte übrigens, sie wäre wegen Trunkenheit vom Stuhl gefallen.

 

Meine Freundin Lisa hat mich in so manchen Urlauben das FROHLOCKEN gelehrt. Am Anfang empfand ich das mit-Humor-nehmen als kontra-intuitiv, aber es lässt sich tatsächlich trainieren. Und auf einmal gibt es, dank meiner Verpeiltheit 'zig Momente, um frohgelockt zu sein.

Letztes Jahr war ich beispielsweise beim Arzt, ich hatte keinen Termin, entsprechend genervt war die Arzthelferin. Das Problem war, dass ich ihr auch nicht meine Krankenkassenkarte geben konnte, denn ich hatte kurz vorher meinen Geldbeutel im Bus verloren. Also beauftragte mich die ungeduldige Arzthelferin bei meiner Krankenkasse anzurufen. Ich will zum Telefonieren kurz nach Draußen, um dann dort festzustellen, dass ich auch noch mein Handy vergessen hatte. Das war eindeutig mal wieder einer dieser Momente, in dem ich mich entscheiden musste: VERZWEIFELN oder FROHLOCKEN. Lisa sagt ja, dass das eine Frage der Haltung wäre. Also viele bewusste Entscheidungen, die irgendwann zu einem Muster werden. Ich bin dann in ein Geschäft mit Geschenkartikeln und bat, kurz telefonieren zu dürfen. Als die Verkäuferin mich nach der Nummer meiner Krankenkasse fragte, musste ich sie auch noch darum bitten, dass sie die kurz googelt. Ich weiß noch, wie ich nach diesem Arztbesuch mit einem breiten Grinsen nach Hause gelaufen bin. Schmunzelnd über meine herrliche Unperfektheit. Ich habe mir dann vorgestellt, wie Gott frohlockend zu mir sagt: "Ich finde dich echt ziemlich originell!"


Klar, nicht jede Situation ist zum Lachen, manchmal muss man auch einfach sagen dürfen: "So ein Scheiß!". Aber ich merke, dass meine Freundin Lisa, die das Leben und sich selbst nicht immer ganz so furchtbar Ernst nimmt, unglaublich viele Gründe zum Frohlocken findet.


Probiers' mal aus! Eine Woche über dich selbst frohlocken. In den unmöglichsten Situationen. Dir nicht wie sonst eine überzubügeln. Mal nicht verzweifelt den Kopf schütteln. Sondern einfach laut lachen. Frohlocken. Es wird nicht immer klappen. Letzte Woche Rotwein auf den weißen Wollteppich meiner Schwester. Hat nicht geklappt. Aber immer öfter dann doch.

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