Wir sind auf der Straße. A6 oder so. Die eine schläft, der andere hört Hörspiel und ich höre wohl oder übel mit. Nicht schlecht, aber auch nicht so, dass ich wach und fit am Steuer bleibe. Also
greife ich zu den Knabbereulen - Dinkelspezialität, die mein Mann extra noch für die "Kinder" unterwegs für die Fahrt gekauft hat. Ich esse los, damit ich was zu kauen habe. Mein Sohn hinten hört
es rascheln und gruschteln und knabbern und kauen und fragt, was ich denn esse. "Mama, kann ich bitte auch ne handvoll Knabbereulen haben?!"
Ich greife in die Tüte und reiche ihm ungelenk mit verdrehtem Arm eine handvoll Knabbereulen nach hinten. Danke, hör ich es (vielleicht) hinter mir nuscheln und dann begeistert: "Hä Mama, deine
handvoll ist ja vieeel größer als meine handvoll". Ja stimmt, kannst dich freuen - sage ich ganz fröhlich.
Kannst du mir wohl ne handvoll Freude schenken?
Denkst du, ich bekomme jetzt ne handvoll Frieden von dir?
Jetzt hier im Auto, zwischen Punkt A und Punkt B, könnte ich bitte eine handvoll Gelassenheit und ne Prise Geduld haben? Bitte?
So würde ich ihn gerne öfters mal fragen.
Dann beginne ich innerlich zu urteilen und ich traue mich im blödesten Fall noch nicht mal ins Gespräch mit ihm. Ich denke, ich kann doch jetzt nicht "nur beten", weil ich mir was wünsche. So was
banales wie Knabbereulen, täglich Brot, Friedensminuten oder Ewigkeitsperspektive. Oder darf ich doch? Wie machen es denn die kleinen LehrmeisterInnen unter uns??
So wie mein Sohn. Sie fragen und bitten, im besten Fall mit einem "bitte" : ) gerade so frei heraus. Kinder fragen, ob sie was haben können - ohne eine reflexive analytische Schleife mitzudenken.
Sie merken, sie brauchen was und artikulieren. Klare Kommunikation. Kurze Kommunikationswege.
Scheinen wir Erwachsenen oder zumindest ich, immer wieder zu vergessen und zu verlernen. Da steht doch, "bittet und es wird euch gegeben" - mit bitten und fragen - beginnen doch oft die schönsten
Gespräche und tiefsten Momente.
Vielleicht kann ich den Mut finden, immer wieder ganz angenehm im Gebet - zu bitten, mir etwas von Ihm zu erbitten und dann zu staunen, wie gern er gibt. Wie viel er gibt. Wie groß seine Hand und
sein Herz sind. Und wie sehr ich mich einfach freuen kann.
Wow Gott, deine handvoll Leben und deine handvoll Frieden sind so viel größer, als mein Denken und mein Planen.
Wow Gott, von deiner handvoll Knabbereulen werde ich wirklich satt und bleibe aufmerksam, von deiner Prise Geduld haben sogar die Kinder was.
Danke.
"Bitte?"
"Wow!"
"Danke."
So einfach kann das Leben sein.
Über diese Drei Worte hat Anne Lammot auch ein Buch geschrieben:
"Help. Thanks. Wow. The three essentiell prayers."
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