Das Thema ist mir an sich eine Nummer zu groß.
Doch mir sind
in kleiner Größe
in einem Kinderbuch
und einem Teilchen einer Podcastfolge
zwei handliche und herzliche Freiheitspäckchen begegnet
die ich greifen kann
die mir einfach genug erscheinen,
für meinen gerade sehr einfachen im Sinne von schlichten Alltag.
Zwei Männer unterhalten sich über Freiheit. Und der ältere, schon 88-jährige Mann erzählt:
„Ich war jahrelang als Menschenrechts-Politiker unterwegs,
und Mut macht mir, dass ich überall auf Menschen getroffen bin,
die so denken wie Sie und ich,
die wollen ihre Meinung sagen,
die wollen nicht gefoltert werden,
die wollen nicht früh morgens von einer Sicherheitspolizei abgeholt werden und ohne Anweisungen ....
Frauen im Sudan denken genau so wie die Frauen hier.
Wollen ihre Rechte gegenüber den Männern wahrnehmen,
wollen nicht mehr beschnitten werden ...“
(Gerhart Baum und Gabor Steingart)
Einzelne Individuen, auf die Gerhard immer wieder auf vielen Reisen und Zuhause getroffen ist
und sich mit ihnen als „Freiheitssuchende“ erlebt hat.
Sie unterhalten sich nur kurz angerissen, über eine Sehnsucht, ein möglicherweise universelles Freiheitsgefühl,
für das Menschen in Russland auf die Straße gehen und nicht wissen, ob sie abends von der Demo heimkommen oder Inhaft landen.
Ein Freiheitsgefühl - „es blüht immer wieder neu auf
und wir müssen es fördern“.
Mut - schenkt mir dieses kleine erste Freiheitspäckchen.
Egal wo auf der Erde will ich andere Freiheitssuchende finden und mich mit ihnen verbünden.
Zu Freiheitsverbündeten werden.
Und dann Rosa:
Wir sitzen mit 3 Decken, jedes Kind neben mir, jeder eine Decke
mit Rosinen und Nüssen (Studentenfutter - aktuell unser Kinder“futter“), Füße auf dem Couchtisch´ auf dem geerbten Designer-Ledersofa meines stilbewussten Schwiegervaters und lesen
Rosa Parks als Kinderbuch.
Meine Tochter hat schon einige politisch unkorrekte
Kommentare gemacht,
mein Sohn sie gleich korrigiert und versucht zu erklären,
wie sich das verhält mit Hautfarben, mit Hauttönen, mit Werten und Menschenwürde. Harter Tobak für einen 6-jährigen.
Und dann kommt die Seite, die die Kinder am spannendsten finden
(als Rosa im Gefängnis sitzt, weil sie laut gesagt hat: Es ist genug. Es reicht. Und: Nein. Ein lautes und deutliches Nein.
Das Nein und das Gefängnis beeindruckt die Kinder. Und mich.)
Und dann die Seite, die mich berührt.
Abends sitzt sie, Rosa, mit ihren Freunden wieder am Tisch,
vielleicht Abendessen
alte Vertrautheit rund um warme Mahlzeiten
mit Freunden jeder Couleur;
und sie reden
überlegen
wie es wohl so weitergehen kann
über Gerechtigkeit und Ungerechtigkeiten
über Wahlen und Demokratie
...
heilige Dialoge
nenne ich sie mal.
Das Bild ist so schön,
dass ich es mir kopiert und in unsere Küche über unseren Esstisch gehängt habe,
so dass wir jetzt dabei sitzen,
bei Rosa und ihren Freunden.
Jeden Morgen bei unserem Müsli,
bei unseren Mittagsgnocci und unseren Abendessen:
Ein Zeichen von Wohlstand und Freiheit
mit den Freunden
und der Familie
aller Farben und Fragen
um einen Tisch zu sitzen,
zu essen und zu trinken,
zu diskutieren
heilige Dialoge
hitzig und leise zu führen
über Freiheit und Unfreiheit
kleine Freiheiten und große Fragwürdigkeiten,
über universelle Sehnsuchen und Freiheitsbündnisse.
Wenn dieses große Thema als kleine Freiheit
im Dialog und im Kinderbuchformat daher kommt,
dann verstehe ich etwas mehr
und bringe es in meine Küche
meine salbei-farbene Lebenswelt,
in der ich auch den Raum schaffen will
mit Farben und Fragen
in dialogische Berührung zu kommen.
Quellen:
Steingarts Morning Briefing: Folge vom 27.April "Freiheit".
Buch: Little People, Big Dreams, Rosa Parks. Insel.
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